Die Ausgrabungen an der römischen Eisenschmelze gingen weiter…

Die Ausgrabungen an der römischen Eisenschmelze gingen weiter… PDF Drucken E-Mail Bearbeiten
Geschrieben von: Eveline Saal M.A.
Donnerstag, den 25. November 2010 um 12:20 Uhr

Fortsetzung folgt?

In der Zeit vom 28. Juni bis zum 23. August 2010 fand im Ahrweiler Wald die Ausgrabung der römischen Eisenschmelzersiedlung im Rahmen eines Forschungsprojektes des Fördervereins für Archäologie und Museumskultur Bad Neuenahr-Ahrweiler statt. Das Projekt war bereits seit über zwei Jahren in Planung und konnte nun endlich durch das große Engagement des Vereinsvorstandes in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe und dem Museum Roemervilla realisiert werden. Das Grabungsteam setzte sich aus drei wissenschaftlichen Kräften sowie 19 ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins zusammen und wurde denkmalpflegerisch durch Mitarbeiter von der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz (GDKE) begleitet. Als fundierter Kenner der Eisenschmelze stand Herr Dr. Ritzdorf, Leiter des Museums Roemervilla, dem Grabungsteam archäologisch beratend zur Seite.

Quadrant 1, Blickrichtung Ost, Mauerzüge mit Pfostenstellungen

Quadrant 1, Blickrichtung Ost, Mauerzüge mit Pfostenstellungen

Q3, Pl 4-5, Blickrichtung Süd

Q3, Pl 4-5, Blickrichtung Süd

Die archäologischen Ausgrabungen wurden somit nach über 40 Jahren Pause wieder aufgenommen, denn die fast 1 Hektar große Siedlung des 1. bis 4. Jahrhunderts nach Christus war zuletzt in den 60er Jahren durch die Uni Bonn unter der Leitung von Professor Kleemann erforscht worden, wobei etwa nur ein Fünftel des gesamten Siedlungsareals freigelegt wurde. Damals entdeckte man zwei als Werkstätten genutzte Gebäude mit 18 Verhüttungsöfen sowie ein kleineres Wohngebäude. Auch Abschnitte der großen Umfassungsmauer, eine Zisterne und Teile der Wasserleitungen wurden freigelegt.Das Ziel der aktuellen Forschungsgrabungen war es, mehr über die Gebäudestrukturen des Bodendenkmales zu erfahren, um somit umfassendere Aussagen über das Leben der römischen Siedler im Ahrtal gewinnen zu können und noch wichtige offene Fragen mittels modernen Untersuchungsmethoden zu klären.

Im Anschluss an bereits durch die Altgrabung freigelegtes Mauerwerk öffneten die Archäologen und die ehrenamtlichen Helfer des FAM zwei Grabungsschnitte von je 5 x 5 Metern, die sehr aufschlussreiche und überraschende Einblicke in die Geschichte gewährten. Dabei gingen die Wissenschaftler äußerst planvoll und vorsichtig vor. Die beiden Ausgrabungsareale wurden schichtweise mit viel Muskelkraft ausgegraben, durch zahlreiche Zeichnungen und über 800 Fotos dokumentiert sowie eingemessen.

Q3, Buntputz

Q3, Buntputz

Entdeckt wurde ein weiterer Raum von Haus 3, der wahrscheinlich als Lagerplatz der zugehörigen Werkstatt diente. Durch einen breiten Korridor von diesem Gebäude getrennt lag im Anschluss und in gleicher Ausrichtung das Haus 4. Dass es sich bei diesem Gebäude um ein Wohnhaus handelt, verraten die Funde von durchsichtigem Fensterglas, einer bunten Wandbemalung sowie Teilstücke einer umfangreichen Fußbodenheizung, die von einer gehobenen Wohnkultur und von einem Leben in gewissem Wohlstand zeugen. Zu dem geborgenen Keramikrepertoire der römischen Siedler gehören neben dem feinen Tafelgeschirr wie Terra Sigillata, Terra Nigra und Firnisware auch grobe Koch- und Vorratsgefäße. Wie für eine Eisenschmelzersiedlung nicht anders zu erwarten, fanden sich zudem zahlreiche Eisenerze, Schlacken und Eisenobjekte, wie zum Beispiel Nägel, Geräte und Bauteile. Das häufigste Fundgut stellten Ziegel aller Arten dar: Neben Leistenziegeln für die Dacheindeckung fanden sich auch Wandziegel mit Schraffur, runde Heizungsziegel und Bodenfliesen zur Abdeckung. In dem vor dem Brand noch weichen Ton blieben oftmals Abdrücke von genagelten Schuhsohlen und Tierpfoten zurück, die das Leben in der Antike greifbar machen.

Q3, Pl 4, Profil Ber. 20

Q3, Pl 4, Profil Ber. 20

Rückblickend kann die Forschungsgrabung des FAM als ausgesprochen erfolgreich bewertet werden. Die innerhalb von neun Wochen erbrachten außerordentlichen Ergebnisse sind dem persönlichen emsigen Einsatz des Vorstandes und der 19 Vereinshelfern zu verdanken, die in dieser Zeit über 700 ehrenamtliche Arbeitsstunden in den Dienst der Sache stellten und somit zum Gelingen der Grabung maßgeblich beitrugen. Ohne die Initiative des Fördervereins für Archäologie und Museumskultur würde die so bedeutsame römische Siedlung im Ahrweiler Wald noch immer im Dornröschenschlaf schlummern. Dass die Ausgrabungsstätte durchaus eine nennenswerte Bedeutung für die Stadt und den Kreis Ahrweiler besitzt, zeigte sich an dem großen Interesse der zahlreichen Besucher, welche, angelockt durch die Berichterstattung im Fernsehen, Radio und in den Zeitungen, die Ausgrabungen besuchten und die archäologischen Stätten im Ahrweiler Wald auf dem Eisenweg erwanderten. Ein touristisches Erlebnis der besonderen Art war es dabei, den Archäologen live bei ihrer Arbeit über die Schulter zu blicken und die Antike greifbar zu erfahren. Auch informierten sich viele Besucher über die Ausgrabungen bei der begleitenden Ausstellung im Museum Roemervilla, wo die schönsten der aktuell geborgenen Fundstücke ausgestellt waren.Da in der Grabungskampagne 2010 erst zwei Teilbereiche untersucht werden konnten, bleiben bislang noch entscheidende wissenschaftliche Fragen offen. Nach dem großen Erfolg der Ausgrabung und den erstaunlichen Ergebnissen wird somit die Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen für den Sommer 2011 angestrebt. Damit das wichtige Forschungsprojekt auch im nächsten Jahr wieder weitergehen kann, ist dem Förderverein ein finanzielles Sponsoring dringend willkommen. Bitte unterstützen Sie den FAM, damit die Untersuchungen vorangetrieben werden und die antike Stätte im Ahrweiler Wald nicht abermals in den Dornröschenschlaf zurücksinkt.

Literatur:
Otto Kleemann, Vor- und Frühgeschichte des Kreises Ahrweiler (Köln 1971).
Hubertus Ritzdorf, Die römische Eisenverhüttungsanlage von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Kreis Ahrweiler. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 11 (2006) S. 101-162.

 

Nach oben scrollen