Die römische Eisenverhüttung im Ahrweiler Wald PDF Drucken E-Mail Bearbeiten
Geschrieben von: Dr. Hubertus Ritzdorf
Montag, den 27. Oktober 2008 um 07:42 Uhr
 

Seit 2001 bereichert der Eisenweg im Ahrweiler Wald das Kultur- und Freizeitangebot von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Weg führt entlang zahlreicher montanarchäologischer Denkmäler aus der römischen Epoche. Der Wanderer kann die Spuren des antiken Erztagebaus (sogenannte Pingen) ebenso bestaunen, wie die Siedlung der Eisenhüttenleute, in der sie lebten und ihrem Handwerk nachgingen. Sogar der Begräbnisstätten der Bewohner konnten in den Wanderweg integriert werden.

Die größte Attraktion des Wanderweges ist natürlich die Siedlung selbst, da ihre Grundmauern auf einer Lichtung im Wald zu sehen sind. Ein Team unter Leitung von Andreas Schmickler führt hier mehrmals jährlich an originalgetreu nachgebauten Öfen Verhüttungsversuche durch. Diese bieten nicht nur einen spektakulären Blick in eine schon fast vergessene Verhüttungstechnik der Rennfeueröfen, sondern liefern der Wissenschaft auch wertvolle Erkenntnisse über eine Technik, über die es kaum schriftliche Quellen gibt. In den Museen können wir zwar bestaunen, welch mannigfaltige Waffen und Werkzeuge unsere Vorfahren hergestellt haben. Kaum jemand gelingt es jedoch heute im Zeitalter des Hochofens noch mit Hilfe der antiken Techniken den auch gegenwärtig noch so bedeutenden Rohstoff Eisen herzustellen.

Im Ahrweiler Wald sind die römischen Eisenhüttenleute vom 2. bis zum 4. Jahrhundert ihrem Handwerk nachgegangen. Sie bewirtschafteten die Wälder, um Holzkohle zu gewinnen, mit der wiederum die Rennfeueröfen und Schmiedeherde befeuert wurden. Sie betrieben eine ausgeklügelte Wasserwirtschaft, um genügend Wasser für den enormen Wasserbedarf der Verhüttung bereit zu stellen. Sie legten ein Wegenetz an, um die verstreut liegenden Erzabbaustätten im Ahrweiler Wald mit der Siedlung zu verbinden. Und sie bauten eine Siedlung, in der sie lebten und arbeiteten. Selbst die Steinbrüche, aus denen sie das Baumaterial für die Häuser schlugen, wurden unweit der Siedlung entdeckt. Die Grundmauern der Gebäude, die wir heute im Wald bestaunen können, stammen ausschließlich aus der mittleren Besiedlungsphase im 3. Jahrhundert. Die frühe Besiedlung des 2. Jahrhunderts konnte bislang nur anhand des Fundmaterials belegt werden. Im 4. Jahrhundert, in dem sich der Untergang des römischen Reiches schon abzeichnete, beobachten wir, wie einige der Gebäude unter riesigen Abraumhalden aus Schlacke begraben werden. Wahrscheinlich war zu dieser Zeit nur noch eine Art Werkstattbetrieb in der Siedlung tätig, der die Ruinen der leerstehenden Nachbarhäuser zur Abfallentsorgung nutzte. Ein Glück für uns: Denn der Müll des 4. Jahrhunderts bildete die Schutzschicht, unter der die Mauern erhalten blieben, so dass wir sie heute besichtigen können.

Dr. Hubertus Ritzdorf
(Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesarchäologie, Koblenz)